2005 – Oktober
Marburger Bund und Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TDL) nehmen am 12. Oktober (nach anderen Quellen am 15. September 2005) offiziell Tarifverhandlungen auf.
Kernforderungen des Marburger Bundes: Rücknahme der Kündigung von Tarifverträgen zur Arbeitszeit und zum Weihnachts- und Urlaubsgeld, deutliche Erhöhung der Grundvergütung um 30 Prozent sowie vollständige Vergütung sämtlicher Überstunden und Bereitschaftsdienste.
Um auch die kommunalen Arbeitgeber (VKA) zur Aufnahme von Verhandlungen zu bewegen, protestieren am 19. Oktober mehrere tausend Ärzte in Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Mannheim, Leipzig, Dresden, Erfurt, Freiburg, Heidelberg, Wiesbaden und Göttingen.

19. Oktober 2005
Rund 8500 Mediziner in 13 Städten beteiligen sich an Protestaktionen. Erstmals wird auch die Forderung nach Einkommenserhöhungen für die Ärzte an kommunalen Krankenhäusern laut.

2005 - November
Der Marburger Bund appelliert an die Bundesregierung, an der für Januar 2006 vorgesehenen Einführung des verbesserten Arbeitszeitgesetzes mit der Bewertung der Bereitschaftsdienste als Arbeitszeit festzuhalten. Aufgrund der massiven Arbeitgeberpropaganda beschließt der Gesetzgeber jedoch eine dritte Übergangsfrist bis zum Jahr 2007. Unterdessen ruft der Marburger Bund zu einem einwöchigen Ärztestreik an der Berliner Charité auf. Das Land Berlin, das nicht mehr dem Arbeitgeberverband angehört, weigert sich, einen arztspezifischen Tarifvertrag mit verbesserten Arbeitsbedingungen für die 2.200 Berliner Uniärzte abzuschließen.

2005 - Dezember
Mit einem Warnstreik an 20 Universitätskliniken protestieren die Ärzte gegen die ins Stocken geratenen Tarifverhandlungen mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder. Um den Druck auf die TdL zu erhöhen, wird eine Kampagne gegen millionenfach unvergütete Überstunden von Klinikärzten gestartet.

Nach einer Entscheidung des Landesarbeitsgerichts Köln nimmt der Marburger Bund seinen Aufruf zum Ärztestreik an kommunalen Krankenhäusern zurück. Der Richterspruch wird vom Marburger Bund als Anschlag auf die grundgesetzlich verbriefte Tarifautonomie verurteilt. Als Reaktion darauf kündigt die Ärztegewerkschaft den BAT, um den Weg für Ärztestreiks in kommunalen Krankenhäusern frei zu machen. Gleichzeitig fordert der Marburger Bund die Vereinigung kommunaler Arbeitgeberverbände (VKA) erneut zu Tarifverhandlungen auf.

18. Januar 2006
Zum "Tag der Ärzte" versammeln sich 10.000 Mediziner in Berlin. Bundesweit bleibt rund die Hälfte der Arztpraxen geschlossen.

9. März 2006
Der Marburger Bund erklärt die Tarifverhandlungen mit der TdL für gescheitert.

13. März 2006
In einer Urabstimmung des Marburger Bundes votieren 98,4 Prozent für bundesweite Streiks, die aber an den einzelnen Orten jeweils tageweise geführt werden sollen.

16. März 2006
Am ersten Streiktag treten Ärzte in Freiburg, Heidelberg, München, Würzburg, Essen, Bonn, Mainz und Halle in den Ausstand. 4000 Mediziner kommen zu einer Kundgebung in Mainz.

17. März 2006
Die TdL bietet weitere Verhandlungen an. Die Streiks gehen weiter.

22. März 2006
Tausende Ärzte demonstrieren in Hannover. Der TdL-Verhandlungsführer, Niedersachsens Finanzminister Hartmut Möllring (CDU), lehnt eine Änderung des Länder-Angebots ab.

29. März 2006
Erstes Sondierungsgespräch der Tarifparteien seit Streikbeginn wird ergebnislos abgebrochen.

4. April 2006
Ärzte in 23 Städten streiken. Kundgebung in Ulm.

11. April 2006
12 000 Uniklinik-Ärzte demonstrieren, 6000 in Köln.

24. April 2006
Der Marburger Bund droht mit Verschärfung der Proteste. Statt nur zwei Tage am Stück werde in zwei bis drei Wochen die ganze Woche lang gestreikt, sagt der Vorsitzende Frank Ulrich Montgomery.

25. April 2006
Sondierungsgespräch ohne neues Arbeitgeberangebot. In Düsseldorf gehen 5000 Mediziner auf die Straße, in ganz Deutschland sind 11 000 Ärzte im Ausstand.

28. April 2006
Bei weiteren Sondierungsgesprächen in München wird eine "Annäherung" registriert. Der Marburger Bund hält an seinen Streikplänen fest.

3. Mai 2006
Die Ärzte lassen ihre Forderung nach 30 Prozent mehr Gehalt ohne Mehrarbeit fallen. Montgomery fordert bei einer Ärzte-Kundgebung in Berlin nur noch "ein angemessenes Gehalt" und "deutlich mehr als bisher". Die Arbeitgeber schlagen 42 bis 48 statt 40 Wochenstunden bei einer Mehrvergütung zwischen fünf und 20 Prozent vor.

5. Mai 2006
Die Tarifverhandlungen zwischen Marburger Bund und TdL werden fortgesetzt.

8. Mai 2006
Hochschul-Mediziner in ganz Baden-Württemberg legen die Arbeit nieder.

15. Mai 2006
Weitere Standorte in ganz Deutschland schliessen sich den Streik an. Die Versorgung der medizinischen Notfälle wurde durch einen ärztlichen Notdienst gesichert.

19. Mai 2006
Möllring verkündigt die Tarifeinigung mit der Gewerkschaft ver.di für die übrigen Beschäftigten der Kliniken. Er fügte hinzu, der Tarifvertrag gelte auch für die Klinikumsärzte - zwar habe der Marburger Bund nicht mitverhandelt, da ver.di aber klar die größere Gewerkschaft sei, liege hier die Tarifhoheit; Verhandlungen mit dem Marburger Bund seien daher nicht mehr vorgesehen

2006 - Juni
Der Marburger Bund bricht die Tarifverhandlungen mit den kommunalenArbeitgebern ab, da diese auf der Einführung des vom Marburger Bund bereits abgelehnten TVöD bestehen. Bei einer Urabstimmung sprechen sich 97,1 Prozent der Ärzte für Streiks an kommunalen Krankenhäusern aus, die am 26. Juni beginnen. Bereits am 28. Juni streiken bundesweit über 10.000 Ärzte in 45 Städten.

Unterdessen erreicht der seit März andauernde Arbeitskampf an Uni- und Landeskliniken am 14. Juni (andere Quellen 13. Juni) mit knapp 14.000 streikenden Ärzten in bundesweit 43 Kliniken einen erneuten Höhepunkt. Transportfähige Patienten werden an den Universitätskliniken Heidelberg, Freiburg, und Ulm verlegt.

Zwei Tage später einigen sich Marburger Bund und TdL auf den Abschluss des ersten arztspezifischen Tarifvertrages in Deutschland.

16. Juni 2006
Der Marburger Bund und die TdL einigen sich auf einen Tarifvertrag für die Ärzte an Universitätskliniken und Landeskrankenhäusern.

17. Juni 2006
Ostdeutsche Ärzte enttäuscht über Tarifeinigung: "Es herrscht eine hochgradige Frustration" (tagesschau.de) Nach der Einigung im Tarifkonflikt bei den Uni-Ärzten reichen die Reaktionen von Erleichterung bis Enttäuschung. Vor allem die ostdeutschen Mediziner kritisieren, dass sie weiterhin weniger Geld verdienen sollen als ihre Kollegen im Westen. "Es herrscht eine hochgradige Frustration unter den Kollegen", sagte der Ärztesprecher des Universitätsklinikums Rostock, Tim Rehders, der Nachrichtenagentur Reuters. 

17. Juni 2006
Überfälliger Kompromiss (sueddeutsche.de) Der dreimonatige Ärztestreik in den Krankenhäusern ist endlich beendet. Doch noch ist fraglich, ob das etwas höhere Gehalt junge Mediziner zum Bleiben bewegt.

17. Juni 2006
Ostdeutsche Kliniken fürchten Ärzte- Exodus (Spiegel online) Kaum haben sich Gewerkschaft und Arbeitgeber auf einen Tarifvertrag geeinigt, dringt aus dem Lager der Ärzte bereits heftige Kritik. Ostdeutsche Kliniken fürchten, ihre Mediziner könnten nach Westen abwandern. Das Lohngefälle sei zu groß...Anders als Montgomery betrachten lokale Vertreter der Ärzte die Einigung nicht unbedingt als "akzeptables Ergebnis". "Das ist der größte anzunehmende Unfall", wütete der südwürttembergische Marburger-Bund-Bezirksvorsitzende Frank Reuther.

18. Juni 2006
Möllring verteidigt unterschiedliche Arztgehälter in Ost und West (Finanzen.de) Nach der mühsamen Einigung im Tarifstreit mit den Ärzten an den Unikliniken hat der Verhandlungsführer der Länder, Hartmut Möllring (CDU), die weiterhin unterschiedlichen Gehälter in Ost und West verteidigt. Kritik ostdeutscher Universitätsärzte hielt Möllring am Wochenende im rbb-Inforadio entgegen: "Wir haben die Situation, dass die Ost-West-Angleichung für 2010 vereinbart ist, das gilt auch in diesem Tarifvertrag." Dies sei von beiden Seiten unterschrieben worden, auch von der Ärztegewerkschaft Marburger Bund.

26. Juni 2006
Der Ärztestreik an kommunalen Krankenhäusern beginnt. Bundesweit legen rund 7500 Ärzte die Arbeit nieder. In einer Urabstimmung hatten sich 97,1 Prozent der Ärzte für einen Arbeitskampf ausgesprochen.

4. Juli 2006
Große Zustimmung zum Tarifabschluss an Unikliniken (MB) Mit deutlicher Mehrheit haben sich die Mitglieder des Marburger Bundes für den Abschluss des vom Marburger Bund ausgehandelten ärztespezifischen Tarifvertrages an Unikliniken ausgesprochen. In der jetzt abgeschlossenen Urabstimmung stimmten 86% für den Abschluss. 

7. Juli 2006
Nach einmonatiger Unterbrechung werden die Tarifverhandlungen zwischen Marburger Bund und VKA wieder aufgenommen. Der Marburger Bund fordert Gehaltserhöhungen zwischen 15 und 20 Prozent, die sich an dem Tarifvertrag für die Ärzte an Universitätskliniken orientieren.

18. Juli 2006
Die Tarifparteien erklären ihre Verhandlungen erneut für gescheitert. Die Arbeitgeber wollten die vom Marburger Bund geforderten Einkommenserhöhungen nicht akzeptieren.

17.08.2006
Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) und der Marburger Bund haben sich am auf ein Eckpunktepapier für einen „Tarifvertrag für Ärztinnen und Ärzte an kommunalen Krankenhäusern“ geeinigt. Damit ist der Tarifkonflikt an den kommunalen Krankenhäusern beendet.
Der Gesamtabschluss enthält viele Parallelen zu dem Abschluss zwischen der TDL und dem Marburger Bund (TV-L).

Quellen und Material: Marburger Bund, Spiegel, Welt, Tagesspiegel, Süddeutsche, Tagesschau, ZDF heute, dpd, dpa, Wikipedia